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Bewusst gegen Übergewicht: Verhaltenstherapie Adipositas

Verhaltenstherapie bei Adipositas kann beim Abnehmen helfen, indem das eigene Verhalten bewusst verändert wird. Mehr Bewegung und eine ausgewogene Ernährung helfen dir, möglichst erfolgreich abzunehmen. Finde jetzt heraus, wie du Schuldgefühle auflösen und Probleme wirksam bekämpfen kannst.

3 min. Lesezeit

Wie wirkt sich Adipositas auf die Psyche aus?

Adipositas und die Psyche sind eng miteinander verknüpft: Psychische Probleme sind eine der Hauptursachen für Übergewicht. Denn gegessen wird nicht nur, wenn man Hunger hat, sondern oft auch, wenn man Angst hat oder sich Sorgen macht. Häufig werden beispielsweise Depressionen durch zu viel oder zu wenig Essen gelindert. In vielen Fällen führen dieses und ähnliche Probleme zusätzlich dazu, dass sich Menschen aus dem Leben und der Gesellschaft zurückziehen.

Die Betroffenen haben darüber hinaus wenig Energie, wodurch Interesse und Selbstwertgefühl abnehmen können – doch der innere Druck nimmt oft zu. Zusammen mit Frustrationsgefühlen kann dies zu Essanfällen, dem sogenannten Binge Eating, führen. Aufgrund von Schlafstörungen und dem daraus resultierenden Schlafmangel kann nächtliches Essen durch unkontrollierte Kalorienaufnahme zusätzlich zur Entstehung von Übergewicht beitragen.

Für die Betroffenen entsteht oft ein Teufelskreis aus Isolation, vermindertem Selbstwertgefühl, Depressionen und Ängsten in Verbindung mit Essstörungen. Das zeigt sich im Rahmen einer britischen Studie, die den Zusammenhang zwischen Adipositas und Depressionen anhand der Untersuchung von allgemeinmedizinischen Daten aufschlüsselt. Wie aus der folgenden Grafik hervorgeht, steigt mit höherem BMI auch die Inzidenz für Depressionen. Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Abnehmen kann dabei behilflich sein, den Kreislauf aus Übergewicht und Depression zu durchbrechen. Die Psychosomatik setzt an diesem Wechselspiel zwischen Körper und Seele an und hilft den Betroffenen durch Verhaltenstherapie, sich besser zu verstehen und zu akzeptieren. In Kombination dazu bietet sich eine Ernährungstherapie an, bei der gezielt an einem gesunden Essverhalten gearbeitet wird.

Zusammenhang zwischen Adipositas und Depressionen.

Was passiert bei einer Adipositas-Therapie?

Im Rahmen der verhaltenstherapeutischen Ansätze und Methoden sind verschiedene Therapien denkbar. Hier einige Möglichkeiten und Beispiele: 

  • Selbstbeobachtung von Verhalten und Fortschritten beispielsweise im Hinblick auf Körpergewicht, Essmenge und Bewegung
  • Üben von flexiblem, kontrolliertem Essen und Bewegung
  • Kontrollieren von Reizen
  • Ungesunde Gedankenmuster umstrukturieren
  • Ziele festlegen
  • Problem- und Konfliktlösungstraining
  • Soziale Kompetenzen und Selbstbehauptung trainieren
  • Selbstbestärkung beispielsweise durch die Belohnung von Veränderungen
  • Rückfallvermeidung
  • Strategien für Umgang mit wieder steigendem Gewicht
  • Soziale Unterstützung

Die Selbstbeobachtung: Grundlage einer Adipositas Psychotherapie

Mit einem Tagebuch schaffen Patientinnen und Patienten einerseits die Grundlage für eine erfolgreiche Therapie – beispielsweise in wöchentlichen Gruppen- und Einzelsitzungen. Andererseits kann das Tagebuchschreiben bereits helfen, Verhalten zu ändern. Schließlich werden Gewohnheiten sichtbar und lassen sich leichter überblicken.

Habe mich wieder so über meinen Vorgesetzten geärgert. Früher wäre ich sofort nach Feierabend auf eine Currywurst in meinen Lieblingsimbiss gefahren, um mich zu beruhigen. Heute gehe ich erst mal mit dem Hund spazieren, um runterzukommen. Das hilft genauso und verbraucht sogar zusätzliche Kalorien.

-Fr. M – 46 Jahre alt

Menschen, die von Übergewicht betroffen sind, haben oft falsche Vorstellungen von ihrem Gewicht und möglichen Ursachen. Durch die sogenannte kognitive Umstrukturierung können Gedanken bewusster gemacht und hinterfragt werden. So können festgefahrene Annahmen wie „Ich habe einen Grundumsatz von 500 kcal“ oder „An meinem Übergewicht sind nur meine Gene schuld“ überwunden werden. Besonders wertvoll kann der bewusste Umgang mit den eigenen Gedanken sein, wenn ein geringes Selbstwertgefühl oder eine Körperbildstörung vorliegen. Auch unrealistische Vorstellungen über Abnehmziele und Konsequenzen können thematisiert und reflektiert werden. Als Unterstützung zu dieser Therapie-Grundlage können zusätzlich Adipositas-Medikamente infrage kommen.

Verhaltenstherapie bei Adipositas kann hilfreich sein.

Was sind die Ziele der Verhaltenstherapie bei Adipositas?

Ziel der Verhaltenstherapie bei Adipositas ist es, dass die Betroffenen verstehen, was zu ihrem Übergewicht geführt hat und wie sie ihr Verhalten bewusst ändern können. Betroffene finden beispielsweise durch individuellen Sport für Übergewichtige verschiedene Möglichkeiten für mehr Bewegung im Alltag. Dazu werden verschiedene Lerninhalte und Strategien kombiniert. Selbstbeobachtung kann oft schon ausreichen, aber auch eine intensive Psychotherapie ist möglich. Letztere kommt infrage, wenn Übergewicht und Depression oder eine Essstörung vorliegen.

Verhaltensänderung ist ein wichtiger Teil der Adipositastherapie. Mit verschiedenen Methoden können die Ursachen für das Übergewicht erkannt und verändert werden. Weitere wichtige Informationen finden sich in unserer Übersicht zum Thema Adipositas.

Unterstützung suchen: Adipositas Psychotherapie

Alle drei Bereiche der Adipositas-Basistherapie finden sich in den Programmen der gesetzlichen Krankenkassen wieder. Die AOK bietet beispielsweise ein ganzheitliches Behandlungskonzept von der Diagnostik über die Therapie bis zur Nachsorge an. Dabei erhalten die Betroffenen sowohl ärztliche Unterstützung als auch Ernährungs- und Bewegungstherapie. Auch eine psychologische Betreuung gehört dazu. Wichtig zu beachten ist hierbei allerdings, dass eine medikamentöse Therapie von Seiten der gesetzlichen Krankenkassen ausgeschlossen ist. Zur Information bieten die Krankenkassen eine telefonische Beratung zu den Therapien an. Die bundesweit gebührenfreie Rufnummer der Unabhängigen Patientenberatung lautet (0800) 0 11 77 22.

Kosten der Verhaltenstherapie: Übernimmt diese die gesetzliche Krankenkasse?

Die Leitlinien zur Behandlung der Adipositas empfehlen, dass verhaltenstherapeutische Maßnahmen, die einzeln oder in Gruppen durchgeführt werden, in ein Gewichtsreduktionsprogramm integriert werden sollten. Diese Empfehlung hat den höchsten Evidenzgrad und wird von Fachexpertinnen und Fachexperten geteilt.

Die Kosten werden allerdings nur dann von der Krankenkasse übernommen, wenn eine sogenannte krankheitswertige Störung vorliegt. Das bedeutet, dass die festgestellte Beschwerde die Gesundheit der Patientinnen und Patienten maßgeblich beeinflusst. Durch diese Einstufung kommt die Verhaltenstherapie bei Adipositas infrage. Einzel- und Gruppentherapien sind natürlich auch ohne sogenannten Krankheitswert möglich. Allerdings handelt es sich dann um eine individuelle Gesundheitsleistung (IGeL), was bedeutet, dass du die Kosten unter Umständen selbst tragen musst. In einem kostenlosen Erstgespräch kann geklärt werden, ob ein Krankheitswert vorliegt. Nach einer entsprechenden Diagnose wird ein Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse gestellt.

Verhaltenstherapie bei Adipositas: Den Teufelskreis durchbrechen und gesünder leben

Die Verhaltenstherapie bei Adipositas bietet eine wirksame Möglichkeit, den Kreislauf von Übergewicht und psychischer Belastung zu durchbrechen. Durch bewusste Verhaltensänderungen und das Hinterfragen unrealistischer Vorstellungen lernen die Betroffenen, gesündere Gewohnheiten zu etablieren. Der Support durch die Krankenkassen in ganzheitlichen Therapieprogrammen kann diesen Prozess erleichtern, abhängig von der individuellen Diagnose und dem Schweregrad der Erkrankung. Entscheidend ist: Auf dem Weg zu einem gesünderen Leben mit Adipositas gibt es Hilfe und Unterstützung durch unterschiedliche Maßnahmen der Adipositas Behandlung.

Weitere interessante Artikel

Quellen
  • Ellrott T, Thiel M. Verhaltenstherapeutische Strategien in der. Adipositastherapie. Adipositas 4/2015.  www.adipositasjournal.de on 2015-12-21 | ID: 1000491814 | IP: 217.110.19.91.
  • Kluzer B. Adipositas aus psychologischer Sicht. DiabetesForum 2023;35(1/2):22–25. https://www.diabetologieonline.de/a/medizin-adipositasaus-psychologischer-sicht-2478579
  • Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur „Prävention und Therapie der Adipositas“. DAG e. V.
  • https://www.therapie.de/ psyche/info/fragen/ wichtigste-fragen/ psychotherapie- kostenerstattung/
  • Abb. 1: Zusammenhang zwischen Depressionen und Grad der Adipositas (Moussa et al. 2019)

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