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Meine Familie hat Übergewicht: Genetisch oder Lebensstil bedingt?

Hat Überwicht genetische Ursachen? Oder ist das nur eine faule Ausrede für fehlende Willensstärke? Inwieweit Adipositas erblich ist, erfährst du hier.

4 min. Lesezeit
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Der eine kann essen, was er möchte, ohne auch nur ein Gramm zuzunehmen, die andere hat beim bloßen Anblick der Schwarzwälder Kirschtorte zwei Pfund mehr auf der Waage. Hat Übergewicht genetische Ursachen? Oder ist das nur eine faule Ausrede für fehlende Willensstärke und mangelnde Disziplin? In diesem Blogbeitrag erfährst Du, warum Gene Dickmacher sein können – aber trotzdem nur in den seltensten Fällen allein für Adipositas verantwortlich sind.

Adipositas-Genetik: Ist Übergewicht genetisch bedingt?

Immer mehr Menschen weltweit leiden an starkem Übergewicht. Nicht selten hat die ganze Familie Adipositas. Übergewicht wird von einem Großteil unserer Gesellschaft nach wie vor nicht als Krankheit betrachtet, sondern als Resultat eines ungesunden Lebensstils. Auch einige Ärztinnen und Ärzte denken so. Doch Fakt ist: Nicht nur falsche Ernährung oder Bewegungsmangel sind schuld an krankhaftem Übergewicht. Auch die Gene spielen bei der Entwicklung von Adipositas eine entscheidende Rolle.

Adipositas: Neigung zu Übergewicht wird vererbt

Es gibt zahlreiche Studien, die den Einfluss der Gene auf die Entwicklung von Adipositas untersucht haben. Zwillingsstudien zeigen, dass das Körpergewicht zu 60 bis 80 Prozent erblich bedingt ist. So ähneln adoptierte Zwillinge in Bezug auf den Body Mass Index (BMI) wesentlich häufiger ihren biologischen Eltern als den Adoptiveltern. Besonders beeindruckend sind Zwillingsstudien, bei denen eineiige Zwillinge getrennt voneinander aufwuchsen. Sie ähnelten sich gewichtsmäßig deutlich häufiger als zweieiige Zwillinge. Wissenschaftler wissen heute, dass die Gene einen zentralen Einfluss auf das Sättigungsgefühl, den Fettstoffwechsel und die Fettverteilung haben. Sie bestimmen beispielsweise auch, wie viel Energie dein Körper im Ruhezustand verbraucht oder wie groß dein Bewegungsdrang ist.

Übergewicht: Gene machen dick

Neben den Zwillingsstudien zeigen weitere Familienstudien, dass es eine genetische Prädisposition für Adipositas gibt. So haben Kinder von Eltern mit Adipositas ein deutlich höheres Risiko, übergewichtig zu werden, selbst wenn sie in einer Umgebung aufwachsen, die einen gesunden Lebensstil unterstützt. Dieser Zusammenhang legt nahe, dass die Vererbung bestimmter genetischer Varianten das Risiko für Adipositas erhöhen kann. Forscher entdecken immer wieder neue Gene und Genvarianten, die einen Einfluss auf unser Körpergewicht haben. So liegt beispielsweise bei rund jedem fünften Kind mit starkem Übergewicht eine Gen-Variante im Erbgut vor, die für eine Fehlfunktion der Hunger- oder Sättigungsregulation im Gehirn verantwortlich ist. Diese Kinder entwickeln meist schon im Vorschulalter Adipositas. Sind wir unseren Genen hilflos ausgeliefert? Ganz so einfach ist es nicht.

Übergewicht: Gene und Lifestyle – eine komplizierte Beziehung

Die genetische Veranlagung kann das individuelle Risiko für die Entwicklung von Adipositas erhöhen, sie ist aber nicht alleine für starkes Übergewicht verantwortlich. Die Gene legen die Grundlage, doch Umweltfaktoren, Lebensstil, Ernährung und Bewegung spielen ebenfalls eine Rolle bei der Entwicklung von Adipositas. Du kannst dich bei Übergewicht also leider nicht nur auf deine „schlechten“ Gene berufen. Du kannst der Entstehung von starkem Übergewicht jedoch entgegenwirken und deine Gesundheit verbessern. Denn am Lebensstil kann schließlich jede/r etwas schrauben!

Quellen
  • AWMF (2019). S3-Leitlinie Therapie und Prävention der Adipositas im Kindes- und Jugendalter. Verfügbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/050-002 (Abruf 27.06.2023)
  • MDR Wissen (2022). Gen-Mutation: Leipziger Forscher entdecken Ursache für unstillbaren Hunger. Verfügbar unter: https://www.mdr.de/wissen/adipositas-gen-hunger-forschung-uni-leipzig-100.html (Abruf 27.06.2023)
  • Nature Metabolism (2022). Aberrant expression of agouti signaling protein (ASIP) as a cause of monogenic severe childhood obesity. Verfügbar unter: https://www.nature.com/articles/s42255-022-00703-9 (Abruf 27.06.2023)

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